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  • AutorenbildAvogato

Körpersprache der Meerschweinchen

Aktualisiert: 13. Dez. 2023

Die quietschenden kleinen Meerschweinchen begeistern vor allem Familien mit Kindern. Doch leider werden sie häufig missverstanden, obwohl sie eine leicht zu verstehende Körpersprache haben. Diese Körpersprache der Meerschweinchen ist dicht mit einer Lautsprache verknüpft. Einige Meerschweinchen setzen eigene Akzente, doch die Kernelemente dieser Sprache sind eindeutig.


Das wohl häufigste Missverständnis ist, seine Meerschweinchen als Schmusetiere anzusehen. Dabei wollen sie weder kuscheln, noch schmusen und pflegen einander nicht das Fell. Das gilt auch für Menschen und vor allem für Kaninchen. Diese sind jedoch stärker und setzen sich zum Leidwesen der Meerschweinchen durch. Deswegen ist von der gemischten Haltung mit Kaninchen immer abzuraten.


Die meisten Gesten und Laute gelten der Verständigung untereinander. Nur das laute und schrille Dauerquietschen ist ausschließlich an Menschen gerichtet. Die Meerschweinchen springen häufig auf ihr Häuschen, blicken einen aufgeregt an und quieken ununterbrochen. Sie wollen Futter oder vermuten, dass es gleich Futter gibt. Es sollten niemals Leckerlies mit Zucker und künstlichen Zusätzen sein.


Ein dunkelgraues Glathaar-Meerschweinchen streckt seinen Kopf über ein Gänseblümchen
Die Meerschweinchen Körpersprache gibt eindeutige Hinweise

Elemente der Körpersprache:


Aufrichten

Das neugierige Meerschweinchen richtet sich auf, um besser sehen und schnuppern zu können. Es fühlt sich in diesem Moment relativ sicher.


Einander beschnuppern

Treffen Meerschweinchen aufeinander, schnuppern sie an Nase und After, um einander einschätzen zu können.


Großmachen

Vor allem die Böcke wollen Weibchen beeindrucken oder zumindest Eindruck machen. Sie stellen sich etwas höher auf die Füße und sträuben das Fell, vor allem das Nackenfell.


Brommseln

Die Böcke müssen ihre Weibchen beeindrucken und brommseln. Sie wackeln dabei mit dem Hinterteil und haben einen schwankenden Gang. Sie zeigen sich gerne im Profil und sträuben die Nackenhaare, um größer zu wirken. Der Kopf ist dennoch nach unten geneigt, sie geben außerdem knatternde und brummende Laute von sich. Dieses Brommseln als Balzform wird als Rumba bezeichnet.


Ein anderes Brommseln geht Rangstreitigkeiten voraus, auch die Weibchen können dann brommseln. Das knatternde Geräusch geht schnell ins Klappern mit den Zähnen über, dem ein Kampf folgen kann.


Po über den Boden schleifen

Meerschweinchen haben eine Drüse am Po, die ein Sekret bildet. Dieses riecht für Meerschweinchen sehr markant und hilft somit, die eigene Stellung zu untermauern. Gerade vor einer Paarung schleifen die brommselnden Böcke ihren Po über den Boden, um dadurch dieses Sekret abzugeben. Aber auch Weibchen rutschen mal auf dem Po. Es wird häufig erklärt, dass Meerschweinchen ihr Revier markieren, nur, dass sie als Gruppe ein gemeinsames Revier haben.


Ein braunes Glatthaar-Meerschweinchen blickt hinter einem Stein hervor

Aufreiten

Wirbt ein Männchen erfolgreich um ein Weibchen, wird es aufreiten und damit für Nachwuchs sorgen. Ansonsten geht es darum, die höhere Stellung zu belegen. Vor allem in Bockgruppen gehört es dazu, dass ranghohe Böcke andere aufreiten. Nur selten ist das Phänomen bei dominanten Weibchen zu beobachten.


Kopf nach oben werfen

Fühlt sich ein Meerschweinchen von einem anderen bedrängt und möchte es auf Abstand bringen, wirft es den Kopf nach oben. Meistens wird es dann in Ruhe gelassen, es kann aber auch zum Kampf um die Rangordnung kommen.


Zähne zeigen

Das Zeigen der Zähne ist ebenfalls eine Drohgebärde und folgt häufig dem nach oben geworfenen Kopf. Kommt es zum Kampf, können die Zähne zu Verletzungen führen.


Zähne klappern

Das Klappern gehört zwar zur Lautsprache, wird aber als Drohgebärde eingesetzt und kann mit erhobenen Kopf in einen Kampf münden. Auch Menschen sollen dann auf Abstand bleiben. Ist das Tier jedoch im Ruhezustand und klappert mit den Zähnen, ist es vielleicht gestresst oder hat Zahnprobleme. Eventuell wäre also ein Gang zum Tierarzt nötig.


Zähne reiben

Gelegentlich ist beim ruhenden Meerschweinchen das Reiben der Schneidezähne oder Backenzähne zu hören, dieses macht sich auch an der Kieferbewegung bemerkbar. Meistens haben die Meerschweinchen noch etwas Futter im Maul und kauen. Dabei sehen sie zufrieden und entspannt aus. Ansonsten könnte das Reiben der Zähne in Kombination mit Speichelfluss auch auf Zahnprobleme hindeuten.


Kot fressen

Was für uns abartig aussieht, sichert den Meerschweinchen das Überleben. Sie fressen ihren helleren und weicheren Blinddarmkot, welcher Vitamin B und K enthält. Auch aufgeschlossene Proteine und Darmbakterien sind enthalten. Erst im vorderen Verdauungstrakt können diese Nährstoffe aufgenommen werden, weswegen Meerschweinchen ihren Blinddarmkot fressen müssen.


Treten

Fühlt sich ein Meerschweinchen bedrängt, tritt es mit den Hinterfüßen. Dieses passiert häufig, wenn ein Bock ein Weibchen bedrängt.


Urin spritzen

Nur die Weibchen spritzen mit Urin und wollen meistens einen Bock abwehren. Sie können ihren Urin bis zu einem Meter weit spritzen.


Erstarren

Fühlt sich ein Meerschweinchen bedroht und weiß keinen Fluchtweg, duckt es sich zum Boden und erstarrt augenblicklich. Viele Raubtiere reagieren immerhin auf Bewegungen. Das erstarrte Meerschweinchen drückt geradezu seine Augen heraus, um besser sehen zu können. In diesem Zustand hat es also Angst und sollte in Ruhe gelassen werden. Auf schnelle Bewegungen und Krach ist zu verzichten.


Es kommt vor, dass ängstliche Meerschweinchen überreagieren. Sie verfallen bereits aufgrund von Warnrufen in ihre Starre, während andere vorsichtig prüfen, ob eine Gefahr droht.


Eine Gruppe Meerschweinchen liegt entspannt in einer Höhle voll Stroh

Flucht

Sobald Gefahr droht und es einen Fluchtweg gibt, springen Meerschweinchen in Deckung. Hierzu kann bereits der Warnruf eines Artgenossen genügen. Aber auch laute Geräusche und hektische Bewegungen lösen beim Meerschweinchen die Alarmglocken aus. Wegen des starken Fluchtdrangs wollen Meerschweinchen neben dem Eingang auch immer einen Ausgang haben. Es kommt gelegentlich vor, dass ein unterlegenes Meerschweinchen vor einem anderen flüchten will.


Gänsemarsch

Gelangt eine Meerschweinchengruppe in neues Gelände, wird sie dieses zuerst als bedrohlich einstufen und langsam erkunden. Dabei läuft ein besonders mutiges oder ranghohes Meerschweinchen vorweg und die anderen folgen in einer Reihe hinterher. In solch einem Gänsemarsch folgen auch Jungtiere ihren Müttern.


Popcornen

Vor allem junge Meerschweinchen neigen zum Übermut und erfreuen sich ihres Lebens. Sie springen dabei mit allen Vieren gleichzeitig hoch, verrenken sich und quieken gelegentlich dabei. Oder sie sprinten wie irre durch ihr Gehege. Dieses Popcornen signalisiert also eine riesige Freude und tritt auch nach der Reinigung des Geheges ein. Dieses muss jedoch groß sein, sonst reicht der Platz nicht.


Sind die Rufe der Meerschweinchen beim Popcornen eher schrill und laut, haben sie vielleicht Schmerzen oder Parasiten. Dieses wäre dann durch einen Tierarzt zu überprüfen.


Kuscheln

Es sind eher die Jungtiere, die einander wärmen oder auch mit der Mutter kuscheln. Unter älteren Meerschweinchen kommt dieses nur unter beengten Verhältnisse vor oder vielleicht, wenn es sehr kühl ist.


Hinter dem Ohr lecken

Das Lecken hinter dem Ohr ist ein Zeichen der Zuneigung. Es werden auch ängstliche oder kranke Meerschweinchen dadurch getröstet.


Fell und Haare fressen

Meerschweinchen in Menschenhand haben je nach Zuchtrichtung auch langes Fell, was bei wilden Meerschweinchen nicht vorkommt. Möglicherweise wollen sie dieses korrigieren oder das Fell wirkt wie Futterhalme? Es kann auch Langeweile in beengten Verhältnissen sein. Halter beobachten, dass das Fressen der Haare mit mehr Platz und guter Ernährung seltener vorkommt.


Es wird außerdem ein Mangel an Rohfasern als Ursache vermutet. Auch ein Befall mit Milben kann möglicherweise zum Haare Fressen verleiten. Dann gibt es Meerschweinchen, die selbst unter perfekten Bedingungen mit dem Fressen von Fell anfangen. Haben sich die Meerschweinchen dieses Fehlverhalten einmal angewöhnt, ist es sehr schwierig, es ihnen wieder abzugewöhnen.


Am Gitter nagen

Unter guten Bedingungen mit genügend Platz werden Meerschweinchen nicht unentwegt am Gitter oder der Einrichtung nagen. Dieses wäre bei vielen Käfigen sogar ungesund, weil die Gitter behandelt beziehungsweise lackiert oder verzinkt sind. Ist genug Platz vorhanden und das Nagen hört nicht auf, liegt es vielleicht an der Fütterung. Die nachwachsenden Zähne müssen immerhin abgerieben werden.


Nahrung verweigern

Frisst ein Meerschweinchen nicht, sind häufig seine Zähne zu lang. Wenn es z.B. seine Möhre nicht mehr mag, aber den Salat frisst, dann wird es Zeit, viel frische Wiese zu füttern oder sogar zum Tierarzt zu gehen. Dieser schleift die Zähne zur Not ab, denn abkneifen würde zum Splittern führen.


Pfeifende Kontaktrufe

Jungtiere müssen immer mit der Mutter im Kontakt bleiben. Sie fiepen, die Mutter brummt zurück. Wenn nicht, geraten die Jungtiere in Panik und rufen laut. Auch ältere Tiere pfeifen gelegentlich leise. Selbst wenn sie nicht miteinander kuscheln, wollen Meerschweinchen immer ihre Artgenossen um sich haben.


Laut quietschendes Schreien

Hat ein Meerschweinchen Schmerzen oder panische Angst, kann es laut quietschend schreien, es ist regelrechte Panik. Es kann auch an einer gescheiterten Vergesellschaftung oder etwas Anderem liegen, das dem protestierenden Tier überhaupt nicht passt.


Kurzes aufheulen

Drängt sich dem Weibchen oder einem Jungtier ein Bock auf, heult es kurz auf, springt häufig auch hoch und schlägt nach hinten aus. Es bringt zumindest lautstark zum Ausdruck, dass etwas nicht in Ordnung ist.


Gluckern und glucksen

Sind die Meerschweinchen rundum zufrieden und im entspannten Ruhezustand oder gemütlich beim Fressen, gluckern und glucksen sie vor sich hin. In einer Gruppe gluckert und gluckst es unter guten Bedingungen ständig. Möglicherweise ist es redselig.


Kurzes Gurren

Es ähnelt dem Schnurren einer Katze, ist aber eher ein kurzes Gurren und drückt Unruhe aus. Das Meerschweinchen will sich selber oder ein anderes beruhigen.


Zirpendes Zwitschern

Bislang lässt sich das zirpende Zwitschern der Meerschweinchen nicht richtig deuten, es kommt auch nur selten vor. Es ist wie ein Vogelzwitschern und meist in der Dämmerung oder Dunkelheit zu hören. Andere Meerschweinchen sind beim Erklingen direkt ruhig. Dieses Zwitschern ist weit zu hören, es dient möglicherweise dem Kontakt zu anderen Meerschweinchen-Gruppen. Eventuell sollen diese auf Abstand bleiben.


Abschließend zur Körpersprache der Meerschweinchen


Einige Meerschweinchen sind sozusagen stiller, andere müssen ständig mit Gebärden und Lauten das „Gespräch“ suchen. Besonders in großen und zugleich gemischten Gruppen sind die Tiere gesprächiger. Soll die gemischte Gruppe nicht weiter wachsen, wären die Böcke und besser auch die Weibchen zu kastrieren.

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